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Genug ist genug: Wann sollten Sie Ihr Kind entlassen?

Die Entscheidung, das eigene Kind aus dem Familienunternehmen zu entlassen, gehört zu den schwersten eines Unternehmers.
Dieser Beitrag zeigt, wie ein systematischer Entscheidungsprozess langfristig bessere Ergebnisse für Unternehmen und Familie schafft.
Vier zentrale Fragen helfen dabei, die Situation objektiv zu bewerten: Sind die Erwartungen an das Kind klar? Gibt es ein kulturelles Missverhältnis? Ist das Kind in der richtigen Rolle? Oder liegt das Problem vielleicht beim Unternehmer selbst?


Eine der schwersten Entscheidungen im Leben eines Familienunternehmers

Die Entscheidung, das eigene Kind aus dem Familienunternehmen zu entlassen, ist nicht nur emotional belastend, sondern kann auch langfristige Auswirkungen auf die Familie und das Unternehmen haben.


Viele Unternehmerfamilien stehen irgendwann vor der Frage: Wann ist der Punkt erreicht, an dem Loyalität zur Familie dem Wohl des Unternehmens weichen muss?


Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie die Gründe für Ihren Impuls, Ihr Kind zu entlassen, gründlich hinterfragen. Welche Alternativen gibt es? Und wie sähe die Zukunft aus, wenn Sie diesen drastischen Schritt tatsächlich gehen würden? Die Erfahrung zeigt: Ein strukturierter, logischer Entscheidungsprozess führt zu nachhaltig besseren Ergebnissen – für Sie, Ihr Kind und Ihr Unternehmen.


Die Realität hinter der Erwartung: Wenn der Traum zerbricht

Karl hatte sich immer gewünscht, dass sein Sohn Johannes eines Tages die Leitung des Familienunternehmens übernimmt. Als Johannes direkt nach dem Studium ins Unternehmen einstieg, schien alles nach Plan zu laufen. Doch über die Jahre wurde klar: Johannes’ Initiativen scheiterten, seine Entscheidungen führten zu Frustration im Team, und langjährige Mitarbeiter kündigten. Karl begann sich zu fragen:

Soll ich meinen eigenen Sohn entlassen?

Diese Frage ist kein Einzelfall. Selbst Jerry Jones, der Besitzer der Dallas Cowboys, hat seine Tochter Charlotte zweimal entlassen – und auch wenn sie heute darüber lachen, bleibt das Thema ein sensibles Kapitel in ihrer Beziehung. Die Gefahr: Wenn eine Entlassung nicht mit Fingerspitzengefühl gehandhabt wird, kann sie nicht nur geschäftliche, sondern auch familiäre Wunden hinterlassen, die nie wieder heilen.


Vier zentrale Fragen für eine kluge Entscheidung

Bevor Sie handeln, arbeiten Sie sich systematisch durch vier essenzielle Fragen:


1. Sind die Erwartungen an Ihr Kind klar definiert?

Häufig scheitern Next-Gen-Führungskräfte nicht an mangelndem Talent, sondern an unklaren Vorgaben. Wird Ihr Kind nach denselben Maßstäben wie andere Mitarbeiter bewertet? Gibt es messbare Ziele und ein objektives Feedback-System?

Ein Unternehmer berichtete uns, dass sein Sohn Millionen in gescheiterte Projekte investierte – doch niemand hatte ihm klare Grenzen oder Ziele gesetzt. „Wir haben ihm nur einen Blankoscheck ausgestellt“, gestand der Senior. Die Lösung lag nicht in der Entlassung, sondern in der Einführung von klaren Richtlinien.


2. Gibt es ein kulturelles Missverhältnis?

Wenn ein Familienmitglied die Werte des Unternehmens nicht respektiert, kann das toxische Auswirkungen haben. Im Fall von James führte sein kompromissloser Fokus auf Zahlen dazu, dass er das „People First“-Prinzip des Unternehmens untergrub. Die Folge: Eine Kündigungswelle treuer Mitarbeiter. Hier half ein intensives Gespräch über Werte und Unternehmenskultur – kombiniert mit einem Coaching durch einen erfahrenen Mentor. Kultur ist das unsichtbare Kapital eines Familienunternehmens – sie kann nicht von einer einzelnen Person radikal verändert werden.


3. Ist Ihr Kind in der richtigen Rolle?

Manchmal ist es nicht das „Ob“, sondern das „Wo“. Ein Patriarch stellte fest, dass sein Sohn kein CEO-Material war, lud ihn auf einen Drink ein und fragte: „Was interessiert dich wirklich?“ Der Sohn gestand, dass er lieber in der gemeinnützigen Stiftung des Unternehmens arbeiten würde. Heute ist er dort eine treibende Kraft – und das Unternehmen floriert weiterhin.

Statt sich zu fragen, ob Ihr Kind im Unternehmen bleiben kann, überlegen Sie: Passt es vielleicht besser in eine andere Rolle?

4. Könnten Sie selbst das Problem sein?

Es gibt Fälle, in denen nicht die nächste Generation das Problem ist – sondern die vorherige. Einige Unternehmer sind so stark mit ihrer eigenen Vision verbunden, dass sie unbewusst die Entwicklung ihrer Nachfolger blockieren.

Ein Gründer übertrug seiner Tochter ein kleines Nebenprojekt – und sah mit wachsender Eifersucht zu, wie sie daraus ein erfolgreiches Geschäft machte. Die Reaktion? Er spielte mit dem Gedanken, sie „zum Wohl des Unternehmens“ zu feuern. Doch das wahre Problem lag nicht bei ihr – sondern bei ihm.


Fragen Sie sich also ehrlich: Ist Ihr Kind wirklich ungeeignet, oder fällt es Ihnen schwer, die Kontrolle abzugeben?

Die Entscheidung treffen: Entlassen oder eine neue Chance geben?

Wenn Sie nach diesem Prozess immer noch überzeugt sind, dass Ihr Kind nicht ins Unternehmen passt, dann handeln Sie – aber mit Weitsicht. Eine Trennung muss professionell, respektvoll und mit einer klaren Botschaft erfolgen: „Ich entlasse dich als Mitarbeiter, aber nicht als mein Kind.“


Ein Unternehmer erzählte uns, dass er seinem Sohn als CEO sagte: „Du bist entlassen.“ Dann wechselte er die Rolle und sagte als Vater: „Ich habe gehört, du suchst eine neue Herausforderung – wie kann ich helfen?“


Die Entlassung ist keine Kapitulation – sie soll ein Neuanfang sein

Das Familienunternehmen sollte nie zu einem goldenen Käfig werden – weder für die Gründer noch für die Nachfolger. Die härteste Entscheidung kann am Ende die heilsamste sein.
Egal, ob Sie sich für eine Umstrukturierung oder eine Trennung entscheiden – das Wichtigste ist, dass Sie eine Entscheidung treffen, die sowohl dem Unternehmen als auch der Familie langfristig dient.

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c/o Hochschule München  |  Bayrische Spitzenprofessur für Transformation & Innovation in Familienunternehmen

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