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Die Vererbungserfahrung: Wie die nächste Generation ihren eigenen Weg findet

Autorenbild: Christian SchiedeChristian Schiede
Gemeinsam.Besser.Machen. – Im Tagesgeschäft und über Generationen

Fallbespiel aus der Praxis


William, 32 Jahre alt und Mitglied der sechsten Generation einer erfolgreichen Unternehmerfamilie, vertraute uns an: „Ich möchte mit meinem Vornamen bekannt sein, nicht mit meinem Nachnamen.“ Als er nach seinen Zielen für seine eigene Karriere und sein Leben gefragt wurde, fügte er hinzu: „Als ich aufwuchs, erwartete jeder von mir, dass ich in die Fußstapfen der Familie trete – niemand fragte jemals, was ich tun wollte. Wer bin ich unabhängig von meiner Familie?“

Williams Erfahrung spiegelt eine weitverbreitete Herausforderung in Unternehmerfamilien wider: den Balanceakt zwischen Familientradition und persönlicher Identitätsfindung. In diesem Beitrag beleuchten wir die komplexen Gefühle und Hindernisse, mit denen Erben konfrontiert sind, und zeigen Wege auf, wie sie ihren eigenen Weg finden können – unterstützt durch fundierte Beratung und smarte Governance.


 

Das doppelte Lottchen: Die Erbschaft


Für manche Erben ist die Beziehung zum Familienunternehmen ein Sinnstifter. Sie schöpfen Energie aus der Möglichkeit, sich für das Unternehmen zu engagieren und es der nächsten Generation besser zu hinterlassen. Das Erbe nutzen zu können, um einen positiven Einfluss auf Familie und Gemeinschaft zu haben, vermittelt ihnen ein tiefes Gefühl der Erfüllung.

Für andere hingegen ist Reichtum ein zweischneidiges Schwert. Wenn das Vermögen an sie weitergegeben wird, ohne dass sie es selbst aufgebaut haben, können sie von der Angst gelähmt werden, das zu verlieren, wofür frühere Generationen so hart gearbeitet haben. Sie spielen nicht, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren.

Ein Unternehmer in dritter Generation sagte uns: „Ich hatte immer das Gefühl, dass dieses Vermögen nie wirklich mir gehörte – ich bin nur ein Platzhalter in der Geschichte meiner Familie, ein Begünstigter einer Stiftung, der vor meiner Geburt gegründet wurde und wahrscheinlich noch existieren wird, nachdem ich gestorben bin. Das hat mich wirklich dazu gebracht, mich zu fragen, was der Sinn meines Lebens ist.“


 

Die Herausforderung: Die eigene Identität finden


Wie kann ein Familienmitglied der nächsten Generation Vertrauen in seine eigene Identität entwickeln, eine positive Beziehung zum Erbe aufbauen und vermeiden, sich mit einem vorherbestimmten Leben zufrieden zu geben?

Bei Schiede, Hülsbeck Partnerschaft Unternehmerberater (SHP Advisors) haben wir mit Hunderten von Erben zusammengearbeitet und festgestellt, dass eine Änderung der Denkweise und ein unterstützender Berater entscheidend sein können, um Erben dabei zu helfen, ihren eigenen Lebensweg zu finden – und gleichzeitig mit dem Familienunternehmen verbunden zu bleiben.


 

Die Option: Das Gespräch verändern


Eine der größten Herausforderungen als Erbe eines Familienvermögens ist die fehlende Verständnis von Außenstehenden. Oft wird angenommen, dass Erben ein sorgenfreies Leben im Luxus führen. Doch dieses Bild entspricht selten der Realität.


Ein Erbe erklärte uns: „Meine Familie steht seit meiner Kindheit auf diesen Forbes-Listen. Aber es ist nicht real – selbst wenn das Geschäft auf dem Papier so viel wert ist, wird alles in Treuhandfonds gehalten. Ich könnte es nicht anfassen, wenn ich wollte. Aber jeder geht davon aus, dass ich Zugang zu endlosem Geld habe.“


Zudem werden Erben oft als privilegierte „Nepo-Babys“ abgestempelt, die nicht die gleichen Hindernisse überwinden müssen wie andere auf ihrem Karriereweg.


Ein anderer Erbe teilte mit: „Seit meiner Geburt stehe ich im Rampenlicht, um zu sehen, ob ich der Größe meines Großvaters gerecht werden kann. Ich wollte in das Unternehmen einsteigen und mich hocharbeiten, aber mit diesem ständigen Urteil hatte ich nicht gerechnet.“


Selbst vertrauenswürdige Berater können unbeabsichtigt in die Falle tappen und die Situation verschlimmern - indem sie der nächsten Generation ihre Eltern als unerreichbare Vorbilder präsentieren.


 

Vier Schritte: Die nächste Generation inspirieren


1. Die eigene Mission identifizieren

Ermutigen Sie die nächste Generation, herauszufinden, wer sie sind und wer sie sein möchten. Wichtige Fragen dabei sind:

  • Wie möchtest du durch dieses Leben gehen? Was hoffst du zu erreichen?

  • Welche Werte sollen deinen Weg leiten?

Diese Reflexion hilft dabei, eine eigene Identität zu entwickeln, unabhängig vom Familienunternehmen.


2. Mit den richtigen Werkzeugen ausstatten

Statten Sie Erben mit Werkzeugen aus, die ihnen auf ihrem Weg helfen:

  • Bildung und finanzielle Kompetenz

  • Fähigkeit, Widrigkeiten zu überstehen

  • Selbstständigkeit entwickeln

Als Berater ist es wichtig, Erkenntnisse zu teilen, ohne wie ein Elternteil zu wirken, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.


3. Unterstützung auf dem Weg bieten

Bieten Sie regelmäßige Check-ins an und fungieren Sie als Resonanzboden. Mentoring und der Aufbau von Peer-Netzwerken können entscheidend sein.

  • Mentoren: Persönliche Verbindung durch regelmäßige Treffen oder Gespräche.

  • Peers: Verbindung zu Gleichgesinnten, um Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.


4. Die erste Mission abschließen, bevor es um das Familienunternehmen geht

Ermutigen Sie die nächste Generation, zunächst ihren eigenen Weg zu gehen, bevor sie Entscheidungen über ihre Rolle im Familienunternehmen treffen.

  • Selbstverwirklichung steht an erster Stelle.

  • Klarheit über eigene Ziele führt zu fundierteren Entscheidungen bezüglich des Familienunternehmens.


 

Handlungsfelder: Das Thema vertiefen


1. Unternehmerische Leistung fokussieren

Herausforderung:  Die nächste Generation fühlt sich unsicher in der Übernahme von Führungsrollen.


Lösung:  Ermutigen Sie Erben, außerhalb des Familienunternehmens Erfahrungen zu sammeln.


Praktische Empfehlung:  Mindestens eine leistungsorientierte Beförderung in einem externen Unternehmen anstreben, um Kompetenzen und Selbstvertrauen zu stärken.


2. Zusammenhalt der Unternehmerfamilie stärken

Herausforderung:  Kommunikation und Verständnis innerhalb der Familie sind gestört.


Lösung:  Offene Dialoge fördern und gemeinsame Werte definieren.


Praktische Empfehlung:  Familienworkshops oder Retreats organisieren, um den Zusammenhalt zu fördern und gemeinsame Ziele zu erarbeiten.


3. Governance smarter machen

Herausforderung:  Unklare Strukturen führen zu Konflikten und Unsicherheiten.


Lösung:  Klare Governance-Strukturen etablieren, die Rollen und Verantwortlichkeiten definieren.


Praktische Empfehlung:  Entwicklung einer Familienverfassung und Governance-Gremien, um langfristige Stabilität zu gewährleisten.


 

Praktische Handlungsempfehlungen


  1. Selbstreflexion fördern: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre eigenen Ziele und Werte unabhängig vom Familienunternehmen zu definieren.

  2. Externe Erfahrungen sammeln: Suchen Sie Möglichkeiten außerhalb des Familienunternehmens, um Kompetenzen aufzubauen.

  3. Offene Kommunikation pflegen: Initiieren Sie Gespräche innerhalb der Familie über Erwartungen, Rollen und Visionen.

  4. Professionelle Beratung in Anspruch nehmen: Nutzen Sie die Expertise von spezialisierten Beratern wie SHP Advisors, um individuelle Lösungen zu entwickeln.

  5. Netzwerke aufbauen: Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu erhalten.


 

Schlussfolgerung


Die Erfahrung als Erbe in einer Unternehmerfamilie ist komplex und vielschichtig. Es ist nie zu spät, sich mit der Erbschaft von Vermögen auseinanderzusetzen und ein erfülltes Leben zu führen.


Bei SHP Advisors glauben wir daran, dass jeder seinen eigenen Weg finden kann und sollte. Gemeinsam.Besser.Machen. ist nicht nur unser Claim, sondern unser Leitbild. Wir unterstützen Familienunternehmen und Unternehmerfamilien dabei, strategisch besser zu entscheiden, gemeinsam wirkungsvoller zu handeln und Werte über Generationen konsequenter zu sichern.


 

Was ist Ihre Erfahrung?

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