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AutorenbildChristian Schiede

Dem Teufelskreis der Anteilszersplitterung ein Schnäppchen schlagen

Die Aufsplitterung von Gesellschaftsanteilen und das Fehlen fairer Verkaufsmöglichkeiten für Minderheitsgesellschafter können erhebliche negative Konsequenzen für die Unternehmensführung, die Beiratsarbeit und die Gesellschafter haben. Durch die Implementierung fairer Bewertungsmethoden, die Etablierung eines internen Marktplatzes und regelmäßige Kommunikation können Familienunternehmen diese Herausforderungen meistern und die langfristige Stabilität und Zufriedenheit aller Beteiligten sicherstellen.


Ursachen für die Zersplitterung von Gesellschaftsanteilen


1. Generationswechsel und Erbschaft

Der häufigste Grund für die Zersplitterung von Gesellschaftsanteilen ist der Generationswechsel. Wenn das Unternehmen "fair" an die nächste Generation weitergegeben wird, werden die Anteile oft gleichmäßig auf die Erben verteilt. Dies führt zu einer natürlichen Fragmentierung des Eigentums. Erfahrung und Studien zeigen, dass die Zahl der Anteilseigner in Familienunternehmen mit jeder Generation geometrisch wächst. In der dritten Generation kann dies zu Dutzenden von Gesellschaftern führen, was regelmäßig die Ertragskraft des Familienunternehmens überfordert.

Die Forschung hat gezeigt, dass in der dritten Generation eines Familienunternehmens die Anzahl der Gesellschafter im Durchschnitt um das Fünffache steigt. Unserer Erfahrung nach ist der Modus des Generationswechsels die Hauptursache für die Zersplitterung der Anteile.

2. Verkauf von Anteilen an externe Investoren

Ein weiterer Grund für die Zersplitterung von Gesellschaftsanteilen ist der Verkauf von Anteilen am Familienunternehmen an externe Investoren. Dies geschieht in der Regel, um Kapital für das Wachstum des Unternehmens zu beschaffen oder um finanzielle Engpässe zu überwinden - Corona lässt grüßen. Studien zeigen, dass auch der Verkauf von Minderheitsanteilen an externe Investoren gefühlt zu einem Verlust der Kontrolle durch die Familie führt. Externe Investoren verfolgen in der Praxis meist andere Ziele und Interessen als die Eigentümerfamilie, was die strategische Ausrichtung des Unternehmens aus der Bahn wirft.

Prominente Studien geben an, dass es in 30% der Familienunternehmen, die Anteile an externe Investoren verkaufen, innerhalb von fünf Jahren zum Kontrollverlust der Familie kommt. In 25% der Fälle berichten Familienunternehmen, dass der Verkauf von Anteilen an externe Investoren zu erheblichen strategischen Konflikten führt.

3. Unternehmensinterne Verkäufe und Schenkungen

Innerhalb der Familie werden Anteile oft verkauft oder verschenkt, um die Nachfolge zu regeln oder finanzielle Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder zu decken. Diese internen Transaktionen können die Anzahl der Gesellschafter erhöhen und die Eigentümerstruktur weiter zersplittern. Zahlreiche Studien und praktische Erfahrung zeigen, dass solche internen Transaktionen oft zu einer Verwässerung der Eigentümerstruktur führen und die Entscheidungsfindung im Unternehmen als Konsequenz massiv erschweren.

In fast der Hälfte aller Familienunternehmen führen interne Verkäufe und Schenkungen laut Untersuchungen zu einer erheblichen Zersplitterung der Anteile. In über 30% dieser Fälle führte die erhöhte Komplexität dann zu Problemen bei der Entscheidungsfindung und zu Konflikten innerhalb der Familie.

4. Mitarbeiterbeteiligungsprogramme

Um Führungskräfte zu motivieren und zu binden, bieten einige Familienunternehmen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme an. Diese Programme können dazu führen, dass Anteile an nicht-familiäre Führungskräfte vergeben werden, was die Eigentümerstruktur zusätzlich fragmentiert. In Zeiten des Fachkräftemangels und um Leistungsträger langfristig zu binden werden Mitarbeiterbeteiligungsprogramme eingeführt, um Motivation und Loyalität der Führungskräfte zu erhöhen. Zusätzlich zur beschläunigten Verwässerung der Eigentümerstruktur führt dies außerdem regelmäßig zu Konflikten zwischen den Familien- und Nicht-Familiengesellschaftern.

Studien zeigen, dass 20% der Familienunternehmen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme eingeführt haben. 15% dieser Unternehmen berichten von Konflikten zwischen Familien- und Nicht-Familiengesellschaftern.

Chancen der Aufsplitterung von Gesellschaftsanteilen


Kapitalzufluss und finanzielle Flexibilität

Die Aufsplitterung von Anteilen kann zu einem wichtigen Kapitalzufluss führen, insbesondere wenn Anteile an externe Investoren verkauft werden. Dies erhöht die finanzielle Flexibilität und ermöglicht es, Wachstum und Innovation voranzutreiben. Studien zeigen, dass der Zugang zu externem Kapital die Innovationsfähigkeit und das Wachstum von Familienunternehmen stärken kann.

Die Miele Gruppe hat Anteile an ausgewählte Führungskräfte vergeben, um die Identifikation der Führungskräfte mit dem Unternehmen zu stärken und um unternehmerische Anreize zur Verbesserung der Geschäftsergebnisse zu schaffen.

Motivation und Bindung von Führungskräften

Die Vergabe von "virtuellen Anteilen" an Führungskräfte erhöht Motivation und Bindung. Solche "Phantomaktien" können eine effektive Methode sein, um unternehmerische Anreize zu bieten, ohne dadurch das Eigentum zu verwässern. "Phantomaktien" simulieren den Besitz realer Anteile und bieten so unternehmerische Anreize, die an die Unternehmensperformance gekoppelt sind, ohne das rechtliche Eigentum zu übertragen.


Die strategische Vergabe von virtuellen Anteilen oder Phantomaktien kann die finanzielle Flexibilität und Motivation der Führungskräfte stärken, ohne die Kontrolle zu verlieren.


Risiken der Aufsplitterung von Gesellschaftsanteilen


Verlust der gefühlten Autonomie und realen Kontrolle

Die Aufteilung der Anteile auf viele Eigentümer führt in der Praxis meist zu einem Verlust der erlebten Autonomie, gerade bei vormaligen Mehrheitsgesellschaftern. Zusätzlich verringert sich die tatsächlich vom Einzelnen ausgeübte Kontrolle. Dies erhöht die wahrgenommene Komplexität enorm und führt regelmäßig zu einer deutlichen Verlangsamung von Entscheidungsprozessen, was das Konfliktpotenzial innerhalb der Familie oft ins fast unerträgliche steigert. Zahlreiche Studien bestätigen, dass die Fragmentierung des Eigentums zu Konflikten und einer erheblichen Beeinträchtigung der strategischen Ausrichtung führen.


Die Schaeffler Gruppe hatte in den letzten Jahren mit internen Konflikten zu kämpfen, was zu Verzögerungen bei wichtigen Entscheidungen führte.

Erhöhte Komplexität und Konfliktpotenzial

Mehrere Gesellschafter mit unterschiedlichen Interessen erschweren die Entscheidungsfindung meistens und  führen zu bisher unbekannten Spannungen im Eigentümerkreis. Studien und Erfahrtung zeigen, dass ungelöste Konflikte das Vertrauen und die Zusammenarbeit untergraben.


Eine "faire" Aufteilung der Anteile nach Köpfen erzeugt oft gefühlte und immer reale Kontrollverluste im Gesellschafterkreis, die sich meist gegenseitig verstärken. Dadurch bekommen unterschwellige Konflikte oft eine ungeahnte Dynamik, was die Leistung und strategische Ausrichtung auch von sehr erfolgreichen Familienunternehmens schnell an den Rand des Kollaps bringen kann.

Minderheitsgesellschafter ohne Ausweg werden zu Tyrannen

Finanzielle Belastung und Unzufriedenheit führen unserer Erfahrung nach bei Minderheitsgesellschaftern, die keinen gesichtswahrenden Ausweg sehen zu Engagement- und Identitätsverlust und lassen das Risiko von Abspaltungen sprunghaft ansteigen, was die Zukunftsfähigkeit des Familienunternehmens meistens dramatisch gefährdet.


Konsequenzen für die Unternehmensführung

Unzufriedene Minderheitsgesellschafter sehen oft keinen Ausweg als die Entscheidungsfindung in der Geschäftsführung komplett zu blockieren, was regelmäßig zu massiven Konflikten zwischen Unternehmensführung, Management und Beirat führt. Studien zeigen, dass Unzufriedenheit im Gesellschafterkreis zu massiv verzögerten Entscheidungen und operativer Ineffizienz führen. Unterschwellige Feindseligkeiten und schwelende Konflikte brechen in diesen Pattsituationen regelmäßig auf und destabilisieren das bisher erfolgreiche Unternehmen in kürzester Zeit.

Familienfremde Leistungsträger verlassen (zu recht) das Unternehmen, langjährige Lieferanten- und Kundenbeziehungen zerbrechen und die Banken werden auf den Plan gerufen und streichen als gegeben eingeplante Finanzierungskonditionen - das Rezept für den perfekten Sturm.


Konsequenzen für die Beiratsarbeit

Ein unzufriedener Gesellschafterkreis zieht auch die Wirksamkeit des Beirats in Mitleidenschaft. Studien haben gezeigt, dass Konflikte im Eigentümerkreis die Effektivität der Beiratsarbeit erheblich beeinträchtigen - 30% der Beiräte berichten von einer verminderten Effektivität aufgrund interner Gesellschafterkonflikte.

Dann wird genau das Gremium zur "lame duck", das Konflikte durch faire Lösungen beseitigen soll, was das Vertrauen der Eigentümer in dieses Gremium dann weiter untergräbt - in der Praxis oft ein sich selbst verstärkender Teufelskreislauf.

Dies gilt umso mehr, weil zahlreiche Studien die Bedeutung des Vertrauens zwischen Eigentümern und Beirat als Voraussetzung für eine wirksungsvolle und langfristig erfolgreiche Zusammenarbeit belegen.


Konsequenzen für die Gesellschafter

Minderheitsgesellschafter, die ihre Anteile nicht zu einem fairen Preis verkaufen können, fühlen sich meist in die Enge gedrängt, haben das Gefühl ihre Autonomie beraubt worden zu sein und beginnen dann sogar desktruktiv zu handeln - das kann manchmal soweit gehen, dass es Züge von Sabotage annimmt. In allen Fällen führt finanzielle Unzufriedenheit im Gesellschafterkreis zu einem Verlust des Engagements. Was kurzfristig für starke Eigentümer als Seben erscheinen kann, rächt sich dann regelmäßig in der nächsten Generation. Manchmal bleibt den unzufriedenen und sich ungehört fühlenden Gesellschaftern dann keine Wahl mehr als ihre Anteile extern zu verkaufen, was die bestehende Eigentümerstruktur fundamental verändert und zu einem schockartigen Kontrollverlust bei den verbleibenden Eigentümern führt.


Chancen nutzen und Risiken ausschalten


Basierend auf langjähriger Erfahrung gibt es drei Ansätze, die positiven Effekte von Anteilsverwässerungen zu stärken und gleichzeitig deren negativen Auswirkungen zu minimieren. der Wirksamkeit und den spezifischen Bedürfnissen eines Unternehmens sollten die folgenden Prioritäten gesetzt werden:

  1. Implementierung fairer Bewertungsmethoden: Diese Maßnahme hat unserer Erfahrung nach die höchste Priorität, da sie die Grundlage für Vertrauen und Zufriedenheit schafft und vielen Konflikten die Grundlage entzieht.

  2. Regelmäßige Kommunikation und Einbindung: Transparente Kommunikation über unternehmerische Leistung und die Werttreiber des Familienunternehmens fördert das Engagement der Eigentümer und deren Verständnis für Ursachen und Wirkung von Erfolg, was viele Konfliktpotentiale entschärft und so für die angestrebte Vermögenssicherung entscheidend ist.

  3. Etablierung eines internen Marktplatzes: Diese Maßnahme gibt Minderheitsgesellschaftern eine gesichtswahrende Möglichkeit ihre Liquidität zu steigern ohne die verbleibenden Eigentümer bzw. das Unternehmen finanziell zu überfordern. Die Implementierung einer adäquaten Bewertungsmethode und damit verbundene Kommunikationsstrukturen müssen dem jedoch unbeding vorausgehen.

Implementierung fairer Bewertungsmethoden

Faire und transparente Bewertungsmethoden für den Verkauf von Anteilen sind essenziell, um das Vertrauen und die Zufriedenheit der Minderheitsgesellschafter zu gewährleisten. Eine regelmäßige externe Bewertung der Unternehmensanteile sollte durchgeführt werden, um den fairen Marktwert zu bestimmen. Klare vertragliche Regelungen müssen festlegen, wie diese Bewertungen durchgeführt und kommuniziert werden.

Umsetzung

  • Externe Gutachter: Regelmäßige Bewertungen durch unabhängige externe Gutachter, die den aktuellen Marktwert der Anteile ermitteln.

  • Transparenz: Offenlegung der Bewertungsmethoden und -ergebnisse gegenüber allen Gesellschaftern.

  • Vertragliche Regelungen: Festlegung von Bewertungsintervallen (z.B. jährlich) und klaren Prozessen für die Durchführung und Akzeptanz der Bewertungen.

Wirksamkeit

  • Reduktion von Konflikten: Eine faire Bewertung reduziert das Konfliktpotenzial und schafft Vertrauen.

  • Verbesserte Entscheidungsfindung: Klarheit über den Wert der Anteile erleichtert strategische Entscheidungen.

Studien belegen, dass Familienunternehmen, die regelmäßige externe Bewertungen durchführen, von einer 20%igen Reduktion interner Konflikte und einer 15%igen Verbesserung der Entscheidungsqualität profitieren.

Regelmäßige Gesellschafterkommunikation und aktive Einbindung der Eigentümerfamilie

Transparente und regelmäßige Kommunikation mit allen Gesellschaftern ist entscheidend, um Vertrauen und Zusammenarbeit zu fördern, solange Frieden herrscht. Dies umfasst regelmäßige Treffen, detaillierte Berichterstattung über die finanzielle Lage und strategische Entscheidungen sowie die Einbindung der Gesellschafter in wichtige Entscheidungsprozesse des Beirates und der Unternehmensführung.

Umsetzung

  • Regelmäßige Treffen: Mindestens vierteljährliche Gesellschafterversammlungen, um über die aktuelle Lage und geplante Strategien zu informieren.

  • Detaillierte Berichterstattung: Regelmäßige, umfassende Berichte über die finanzielle Performance und wichtige Entwicklungen im Unternehmen.

  • Einbindung: Schaffung von Gremien oder Ausschüssen, die Minderheitsgesellschaftern eine Stimme in wichtigen Entscheidungen geben.

Wirksamkeit

  • Verbesserte Transparenz: Regelmäßige Kommunikation verbessert die Transparenz und reduziert Missverständnisse.

  • Stärkeres Engagement: Gesellschafter, die regelmäßig informiert und einbezogen werden, zeigen ein höheres Engagement und Vertrauen in die Unternehmensführung.

Unternehmen, die regelmäßige Kommunikationsmaßnahmen implementieren, berichten von einer 30%igen Steigerung des Engagements und einer 25%igen Reduktion von Konflikten.

Durch die Implementierung dieser Maßnahmen können Familienunternehmen die Chancen der Anteilszersplitterung maximieren und gleichzeitig die damit einhergehenden Risiken wirkungsvoll minimieren, wodurch langfristige Stabilität und Wachstum gefördert werden.



 

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